Hallo zusammen,
ich habe schon sehr, sehr lange keine Kolumne mehr geschrieben. Angesichts dieser doch interessanten Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist und der wahrscheinlichen Umstellung der Großwetterlage sollten wir mal etwas ausführlicher über die weitere Entwicklung des Oktobers und der sich daraus ergebenden Möglichkeiten sprechen.
Der Oktober hat schon ein Wörtchen in Sachen Witterung im Winter mitzureden, vor allem was den Hochwinter, den Januar betrifft. Befinden wir uns in einer Warmphase und gibt es schon früh Schnee (2015), dann ist ein (sehr) milder Winter wahrscheinlich. Ist der Oktober sonnig und warm aufgrund von kräftigen Südwestlagen (2001) gilt das ebenso. Ist der Oktober allerdings sonnig und warm, teils auch neblig-trüb durch starke Hochs über Mitteleuropa mit Anbindung an das Kontinentalhoch über Osteuropa (1995), wird ein kalter bis strenger Winter wahrscheinlich. Übrigens brachte auch der Oktober 2005 viele Lagen, die sich im darauffolgenden Winter wiederholen sollten.
Was macht denn der Oktober 2019? Blicken wir auf das erste Drittel. Er brachte hier schon gut 90 Prozent des Niederschlagssolls eines durchschnittlichen Oktobers, gleichzeitig aber mit gut 20 Prozent des Sonnenscheinsoll „zu wenig“ Sonne. Die Temperatur ein knappes Grad im Plus, bezogen auf den Gesamtmonat; bezogen auf das erste Drittel rund ein Grad im Minus.
Wir zitieren die Bauernregel: „Oktober rau, Januar flau.“ Nun führte aber die erste Oktober-Dekade die Witterung aus dem September noch fort und diese fast schon sommerlich anmutende Wetterlage aktuell unterbricht oder beendet diese Phase. Die aktuelle Phase mit ihrer Wärme ist auch kein Indiz für einen kälteren Januar – im Gegenteil: Die kühle Nass-Phase und die aktuelle Südwest-Warmphase wären bei einer Großwetterlagenwiederholung ein Omen für einen (Super)Mildwinter. Dieser wurde ja medial auch schon wiederholt herauf beschworen.
Nun passiert aber eine interessante Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist. Der Hochdruck nimmt massiv zu und die Großwetterlagen beginnen sich zu verändern. Es bricht, es bricht eine andere Zeit an. Nach der sehr warmen Phase wird bis Wochenmitte eine Kaltfront zu uns herein ziehen und gegen das Hoch-Bollwerk aus dem Osten anlaufen. Ob das Tief zermalmt wird oder in den Mittelmeerraum umgelenkt wird und entsprechend ergiebige Regenfälle auslöst, ist noch unsicher. Das steht auf einem anderen Blatt und ist ein anderes Thema – nur so viel: Die mittelfristigen Regenmengen sähen vor allem für die Westhälfte binnen der kommenden 10 Tage sehr ergiebig aus, für den Osten nicht so. Mit diesem Schwung Regen dürfte, nach dem September, auch der Oktober zu nass ausfallen – nach Januar, März, Mai und September der 5. Monat – dann stünde es „halb-halb“. Das nur am Rande.
Zurück zur kommenden Großwetterlage. Diese bastelt, wie schon im Video am Freitag besprochen (schaut auf YouTube rein, Kai Zorn Wetter), etabliert sich hoher Luftdruck von Osteuropa bis Mitteleuropa. Wir haben es bis ca. um den 25. Oktober herum mit zwei großen Hoch-Kernen zu tun: Azorenhoch – Kontinental-Hoch. Es gibt bei uns nach wie vor eine leichte Schwachstelle, die durch die Ensembles (16 Tage-Trends) gut abgebildet wird. Bei dieser Schwachstelle wären immer wieder Tief-Grüße von Atlantik, Nordsee und teils auch Mittelmeer vorhanden. Generell sieht es aber nach einer deutlich ruhigeren Lage aus, die bei Windstille und derzeit vorhandener Feuchtigkeit auch der Nährboden für eine Inversionswetterlage darstellt. Es geht als in der zweiten Oktober-Hälfte definitiv tiefer in herbstliche Wetterlagen. Alles aber ohne große Herbstkälte.
Nun tut sich allerdings etwas nach dem 25. Oktober. Immer mehr Einzelläufe zeigen den allmählichen Aufbau eines dritten Hoch-Kerns, der zwischen Frankreich, England, der Nordsee und/oder Skandinavien seine Heimat fände. Das wäre sogar ein bisschen die logische Konsequenz der sich nun verändernden Großwetterlage. Sollte sich nun dieser dritte Hochdruck-Kern hier etablieren, könnte das die „Hintertür“ für einen ersten Polarluftvorstoß mit entsprechenden Konsequenzen bedeuten. Das wäre jetzt keine brachiale Winterkälte, doch Nachtfrost und, je nach Beschaffenheit der Luftschichtung und mit/ohne Wind, wäre hier der erste nennenswerte Schnee möglich. Der würde zwar nicht liegen bleiben, aber ein erster Hauch wäre hier zu 20 bis 30 Prozent wahrscheinlich.
Übrigens, wir hatten gerade zu Wochenbeginn eine ähnliche Wetterlage. Die Wahrscheinlichkeit für eine derartige Wiederholung ist gar nicht mal so abwegig.
Zitieren wir hier die Bauernregel: „Wenn Simon und Judas (28.) vorbei, ist der Weg dem Winter frei.“. Ein erster nennenswerter Kaltluftvorstoß im letzten Oktober-Drittel, speziell nach dem 25. Oktober, ist wiederum ein „besseres Omen“ für einen kälteren Winter. Es darf nur nicht nachhaltig und zu heftig sein. Und ein derartiger Kaltluftvorstoß aus einer Hochdrucklage heraus ist eh viel winterfreundlicher als wenn das aus einer rasanten Tiefdrucklage entstehen würde.
Ich habe mir mal weiter die möglichen Großwetterlagen für November reingezogen. Hier sieht es vor allem um die Monatsmitte nach mehr Tiefdruck mit wechselhaftem Spätherbstwetter aus mit der Option auf Polarlufteinbrüche mit dem ersten Schnee bis fast ganz runter, ehe wieder Ruhe in der Wetterküche einkehren sollte. Das könnte durchaus ein Indiz dann auf eine ruhigere Advents-Zeit sein. Die Frage der weißen Weihnachten klären wir hier nicht ;).
Sehr interessant finde ich allerdings die aktuelle Großwetterlagen-Entwicklung für den Januar. Dieser sah bisher sehr doch eher südwest- bis westlastig aus. Die derzeitigen Entwürfe der Langfristmodelle zeigen ein Skandinavien-Hoch. Eine solche Entwicklung wäre arschkalt, aber nicht windig, mild und wild. Das ist durchaus eine interessante Entwicklung, die wir natürlich weiter verfolgen werden.
Kurioserweise zeigt dann die weitere Entwicklung im Spätwinter und im frühen Frühjahr nach wie vor eine nass-kalte Spätwinterlage.
Seien wir gespannt. So, jetzt hattet ihr mal wieder was zu lesen. Noch in diesem Monat, so hoffe ich, geht meine Seite dann online. Es sind ja so immens viele rechtliche Fragen zu klären – der Wahnsinn. Früher war das so: Machen! Heute: Verwalten!
Genießt das Wochenende – wir lesen und sehen uns!