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Die erste April-Dekade und der Sommer

Ungeachtet der aktuellen Situation ist der Wunsch nach Frühling, Sonne und Wärme natürlich groß. Wir hatten zwar in den vergangenen Wochen viel Sonne – der März wird mit einem deutlichen Sonnenschein-Plus aus dem Rennen gehen -, doch das mit der Wärme ist und war dann doch nicht so das Gelbe vom Sonnen-Ei. Auch für die Natur ist das ein größeres Problem: Damit die Pflanzen so richtig schön loswachsen können bräuchten sie Wasser und milde Nächte. Die Nächte bleiben vorerst unterkühlt mit Frost. Erst nach dem ersten April-Wochenende deutet sich bei den meisten Modell-Läufen die Kombination Regen UND milde Nächte an.

 

Nehmen wir uns aber mal speziell die erste April-Dekade unter die Lupe. Hier gibt es eine wichtige Bauern- bzw. Witterungsregel, die eine recht gute Trend-Quote aufweist, nämlich die „Amantius-Regel“. Diese besagt folgendes: „Wenn es viel regnet um den Amantiustag, ein dürrer Sommer folgen mag.“, oder aber: „Ist´s um Amandus schön, wird der Sommer keine Dürre seh´n.“.

Wir können diese Regel auch zusammen fassen: Ist es Anfang April sonnig und warm, wird der Sommer nix; ist es Anfang April ungemütlich und nass (oder auch winterlich), bestehen Chancen auf einen „tollen“ Sommer. Ausgenommen sind natürlich die ganz großen Sommer (2018, 2003, 1947, etc.).

 

Welche markanten Jahre fallen uns denn da ein in Sachen Sonne (und Wärme)?

Auffällig sonnig und bald schon warm waren die Aprils 2000, 2007, 2009, 2011 (hier übrigens mit Sommertagen gleich zu Beginn) und 2014 sowie 2018, was als Ausnahme der Regel gelten sollte. Frühe und stabile Hochdrucklagen dominierten oft sogar den gesamten April. Die Sommer wurden allesamt (außer 2018) wechselhaft und verhältnismäßig „kühl“.

Kühl müssen wir deshalb in Anführungszeichen setzen, da sich das Mittel der meteorologischen Sommermonate in den vergangenen 30 Jahren massiv ge- und verändert hat. Lag das Temperatur-Mittel der Jahre 1961-90 bei 16,3 Grad, so liegt es aktuell bei 17,5 Grad. Im alten Mittel sind auch viele der eisigen Gruselsommer mit vorstoßenden Gletschern aus den 1970er und 1980er Jahren. Im neuen Mittel finden wir hingegen die großen Sommer wie 1994, 2003, 2015, 2018 und 2019. Damit wäre beispielsweise ein Sommer wie 2011 (16,8 Grad) oder ein Sommer 2014 (17,1 Grad) im Vergleich zum neuen Klimamittel „zu kalt“ oder „zu kühl“.

 

Schauen wir uns mal die schloddrigen April-Starts an. Ganz besonders markant fällt mir da 2015 ein mit einem winterlichen Rückschlag samt Schnee und Frost. 2003 war zwar trocken, hatte dafür aber einen sehr markanten Kaltluftvorstoß mit neuen Dekaden-Rekorden seinerzeit. Ungemütlich und kühl startete übrigens auch der April 1994, vor dem Beginn des großen Sommers. Dem heißen Kernsommer 1995 ging übrigens auch eine wechselhafte und teilweise kalte Nordlage am Ende der ersten April-Dekade voraus. 1983 war es vor dem Hitzesommer auch nicht allzu dolle.

 

Da scheint also etwas dran zu sein. Wie sieht es denn in diesem Jahr aus? Wie im aktuellen 16 Tage-Trend und in der Wetterübersicht gezeigt, kommt jetzt ein Frühlingsblock auf uns zu. Dieser bringt uns am Wochenende viel Sonne und die 20 Grad-Marke wird nicht nur erreicht, sondern auch überschritten. Diese Wärme geht in die Verlängerung zu Beginn der neuen Woche. Dann allerdings, Richtung Ende der ersten April-Dekade, scheint es zumindest teilweise zu kippen. Die meisten Berechnungen sehen eine leichte Abkühlung und Regen, ein paar wenige einen neuerlichen Absturz mit Kälte und der Option auf Schneeschauer. Das mit den möglichen Schneeschauern, Nachtfrost und dem ganzen Gedöns gucken wir uns am Dienstag in einem neuen 16 Tage-Trend an.

 

Kommen wir zurück auf die Sommeraussichten. Nach all den derzeitigen Erkenntnissen und Mustern wäre es eine sehr große Überraschung, wenn der 3. (zu) heiße Sommer in Folge kommen würde. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht hoch, sondern gering. Mal ganz abgesehen von der Amantius-Regel, die eher auf einen durchwachsenen Sommer verweist, gibt es noch weitere Parameter. Haben wir zum Beispiel eine längere Warmzeit hinter uns und beginnt der März auszuscheren, kann höchstens noch ein heißer Kernsommer der Marke 1995 kommen, nicht aber ein durchgehend heißer und trockener Sommer. Kritiker werden jetzt anmerken, dass der März 2020 doch (deutlich) zu warm ausgefallen ist. Ja, verglichen mit dem Februar aber nicht. Februar und März sind vom Temperatur-Mittel gleichauf. Beide zeigen 5,3 Grad. Das Temperatur-Niveau ist eben höher, die Kernaussage bleibt jedoch bestehen.

 

Ein weiteres Indiz für einen nicht so sonnigen, heißen und trockenen Sommer ist der nasse Februar. Die Niederschläge im Februar laufen gerne analog zum Sommer bzw. zum ganzen Jahr: „Je nasser ist der Februar, desto nasser wird das ganze Jahr.“

Übrigens zeigen auch manche Bauern- und Witterungsregeln die Sache mit dem sehr milden Februar: „Lässt der Februar die Wasser fallen, so lässt´s der März gefrieren.“

 

Genau diese Themen haben Ivo Brück und ich in mehreren Videos auch besprochen – sowohl was das Frühjahr angeht, sondern auch den (meteorologischen) Sommer. Das amerikanische NOAA-Modell zeigt zwar einen warmen und trockenen Sommer, doch aus großwetterlagentypischer Sicht sieht es tendenziell anders aus.



 

Nach all den Bauern- und Witterungsregeln und den Erkenntnissen von der Erhaltungsneigung von Großwetterlagen dürfte uns ein eher wechselhaftes Jahr bevorstehen. Natürlich schließt das sonnig-warme bis heiße Episoden über viele Tage und wenige Wochen nicht aus. Der Grundcharakter sollte allerdings eher wechselhaft bleiben.

 

Jetzt habe ich zum Schluss noch einen Wunsch in eigener Sache: wettertainment bzw. kaizornwetter werden jetzt auch regelmäßig tägliche Wetterberichte bekommen. Damit diese zwischen den Mittel- und Langfristberichten sowie Spekulationen einen eigenen Platz bekommen, habe ich für Wettertainment einen eigenen Kanal ins Leben gerufen, der kaizornwetter erweitert bzw. ergänzt. Ich würde Sie und Euch bitten, diesen Kanal zu abonnieren. Vielen lieben Dank“!

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